Förderkonzept

1. Leitideen zum Fördern

Der Mensch lernt optimal und effektiv, wenn möglichst viele Sinne und beide Gehirnhälften am Wahrnehmungsprozess beteiligt sind.

Zusätzliches, isoliertes Üben im klassischen Förderunterricht lässt den Schulerfolg nur weniger Kindern steigern. Die Ursachen bei lernschwachen Schülern sind häufig nicht mangelnde Übung oder Faulheit, sondern Störungen der basalen Fähigkeiten und Fertigkeiten wie Konzentration, Wahrnehmung, Merkfähigkeit, Motorik, Sprachfähigkeit und Sozialverhalten.

Immer häufiger kann im Anfangsunterricht festgestellt werden, dass viele Kinder nicht über die notwendigen elementaren Sinnes- und Bewegungserfahrungen verfügen, die die Basis schulischen Lernens sind.

Mit grundlegenden Erlebens-, Erfahrungs-, Lern und Arbeitsangeboten, die nicht direkt einem bestimmten Lernbereich zugeordnet sind, die jedoch in Verbindung zu verschiedenen Lernbereichen stehen, können die basalen Fähigkeiten aktiviert und dadurch primäre Körper- und Bewegungserfahrungen ermöglich werden.

Diese grundlegenden Fähigkeiten und Fertigkeiten werden dann im fachorientierten Unterricht weitergeführt. Die Grenzen dabei sind fließend.

Eine erfolgreiche ganzheitliche Förderung ist dann gegeben, wenn eine dauerhafte Verhaltensänderung zu erkennen ist.

Das Kollegium der Grundschule Hagenburg will einen ganzheitlichen Förderunterricht anbieten, bei dem nicht das Wiederholen von fachlichen Lerninhalten im Vordergrund steht, sondern das Ausbilden und Trainieren der basalen Fähigkeiten und somit das Vernetzen und Stärken der notwendigen Gehirnverbindungen.

Unsere Förderbereiche berücksichtigen die

•  Entwicklung der Merkfähigkeit

•  Entwicklung der Wahrnehmung und Konzentration

•  Entwicklung des Sozialverhaltens

•  Entwicklung der Motorik und Beweglichkeit

•  Entwicklung der Sprachfähigkeit und des Sprachverständnisses

2. Beschreibung der individuellen Lernstände

Wenn wir bei einem Kind Auffälligkeiten feststellen, klären wir zunächst im Gespräch mit den Erziehungsberechtigten, ob im häuslichen Bereich Probleme vorliegen.

Liegen die Probleme eines Schülers im Bereich der basalen Fähigkeiten, wird er in den Förderplan aufgenommen.

Mit Eintritt in die Schule legen die Klassenlehrkräfte für jeden Schüler einen Lernentwicklungsbogen an, in dem auch die Beobachtungen der Schnuppertage vor der Einschulung festgehalten werden. In diesen Bogen, der die Schüler während ihrer Grundschulzeit begleitet, tragen die Klassen- und Fachlehrer ihre Beobachtungen zur Lernentwicklung ein, im 1. und 2. Schuljahr viermal pro Schuljahr sowie im 3. und 4. Schuljahr dreimal pro Schuljahr. Dabei arbeiten wir mit folgenden Zeichen:

+ besondere Stärken,

o keine Auffälligkeiten,

! Förderbedarf

Treten Auffälligkeiten auf, werden diese auf einem speziellen Feindiagnosebogen dokumentiert. Hier werden die Auffälligkeiten genauer beschrieben.

3. Förderkonzept

Der Schwerpunkt des Förderkonzepts liegt in den ersten und zweiten Klassen, da die Grundlagen für erfolgreiches Lernen so früh wie möglich gelegt werden sollen.

In Kleingruppen werden 3 bis 5 Schüler über einen Zeitraum von 6 Wochen einmal mal wöchentlich ca. 20 Minuten gefördert, wobei die Fördereinheiten entweder vor oder nach dem Unterricht oder parallel zu den Stunden liegen. Nur die Förderung der „Motorik und Beweglichkeit“ findet während einer ganzen Schulstunde statt, da wir den Weg zur Turnhalle sowie das Umziehen zeitlich berücksichtigen müssen. Die genauen Wochentage und Zeiten werden jeweils zu Beginn eines Schulhalbjahres festgelegt.

Ein Beobachtungsbogen dokumentiert den Verlauf der Förderung jedes Kindes, welche auf Beschluss der pädagogischen Konferenz verlängert werden kann.

In den dritten und vierten Klassen setzen wir die Förderung der basalen Fähigkeiten in den Arbeitsgemeinschaften (Sternstunden) fort, in denen zusätzlich auch der Aspekt des Forderns aufgegriffen wird. Durch außerschulische Anbieter können wir ein vielfältiges Angebot und kleine Gruppen mit höchstens 12 Schülern darstellen.

An den pädagogischen Konferenzen nehmen alle Lehrkräfte einer Klasse, die pädagogischen Mitarbeiterinnen, die Förderschullehrkräfte und die entsprechenden Förderkonzeptlehrer teil.

Die erste pädagogische Konferenz findet im Herbst eines Schuljahres statt und ist die Grundlage für die Feststellung, welche Kinder zusätzliche spezielle Förderung be-nötigen. Scheint dieser Termin wegen starker Auffälligkeiten zu spät zu sein, kann die Beratung über Förderbedarf und geeignete Maßnahmen in Absprache mit den betreffenden Lehrkräften vorgezogen werden.

In jeder weiteren pädagogischen Konferenz wird gemeinsam mit allen genannten Beteiligten beraten, ob die Förderung erfolgreich war. Mit Hilfe der Lernent-wicklungsbögen wird der jeweilige Ist-Zustand jedes Kindes festgestellt.

Die vereinbarten Fördermaßnahmen werden bis zur nächsten pädagogischen Kon-ferenz beibehalten.

Im Schuljahr 2009/10 bieten wir die Förderbereiche

•  „Konzentration und Wahrnehmung“ dreimal pro Woche zwanzig Minuten vor Unterrichtsbeginn,

•  „Sozialtraining, Merkfähigkeit, Feinmotorik“ jeweils einmal pro Woche zwanzig Minuten parallel zum Unterricht,

•  „Sprachfähigkeit und Sprachverständnis“ viermal pro Woche zwanzig Minuten nach Unterrichtsende sowie

•  „Motorik und Beweglichkeit“ einmal pro Woche fünfundvierzig Minuten in der fünften Stunde

an.

Außerdem findet innerhalb des Unterrichts eine Binnendifferenzierung statt. Hier können die Schüler Arbeitsangebote entsprechend ihrer eigenen Fähigkeiten wählen. Dies fördert insbesondere das selbstbestimmte Lernen der Schüler. Während der gesamten Arbeitsphase steht der Lehrer unterstützend und ideengebend zur Verfügung. Einige Förderstunden aus der sonderpädagogischen Grundversorgung nutzen wir auch für die Unterstützung der Schüler im Unterricht.

Zusätzlich unterstützt eine Schulbegleiterin ein Kind im 2. Schuljahr, das Schwierigkeiten im emotional-sozialen Verhalten hat.

Im Rahmen der sonderpädagogischen Grundversorgung stehen uns achtzehn Förderstunden zur Verfügung, die von zwei Förderschullehrern aus der Wilhelm-Busch-Schule in Rehburg abgedeckt werden. Dadurch können wir für die dritten und vierten Klassen Kleingruppenförderung in den Fächern Mathematik und Deutsch ermöglichen.

Die Überprüfung der Fördermaßnahmen erfolgt durch die schon erwähnten „Pädagogischen Konferenzen“ in den ersten beiden Jahrgängen regelmäßig alle drei Monate.

In den Jahrgangsstufen drei und vier findet ein regelmäßiger Austausch zwischen Förderschul- und Klassen- bzw. Fachlehrern statt.

4. Zur Verfügung stehende Ressourcen

In dem neu eingerichteten Besprechungs- und Förderraum steht eine Grundausstattung an Material für die oben genannten Förderbereiche zur Verfügung, das nach Bedarf ergänzt wird.

Alternativ kann im Keller ein Betreuungsraum des Horts, die Schülerbücherei oder die Essgruppe in der Schülerküche zur Kleingruppenförderung genutzt werden.

Die Motorik- und Beweglichkeitsschulung findet grundsätzlich in der Turnhalle statt.

Sowohl Lehrer als auch Eltern und Kinder der Grundschule Hagenburg haben die Möglichkeit, schulische Probleme mit der Beratungslehrerin zu besprechen und gemeinsam Lösungen zu erarbeiten. Sie bietet einmal wöchentlich eine feste Beratungssprechstunde an. Weitere Termine können jederzeit individuell vereinbart werden.

Der Sprachförderunterricht wird von einer zusätzlich geschulten Deutschlehrkraft durchgeführt. In dieser Gruppe werden insbesondere Kinder mit Migrations-hintergrund und anderen Sprachbarrieren zusammen mit den Kindergartenkindern ein Jahr vor der Einschulung unterrichtet, so dass diese sich bereits an die Lern-umgebung in der Grundschule gewöhnen und von den jungen Schülern besonders motiviert werden.

Einige Lehrkräfte haben sich in bestimmte Förderbereiche eingearbeitet und werden nach Möglichkeit in jedem Schuljahr ihrem Schwerpunkt entsprechend eingesetzt um ein kontinuierliches Arbeiten zu gewährleisten

Außerdem haben mehrere Lehrer Grundkenntnisse im Bereich Psycho-motorik. Diese fördern in den Stunden „ Motorik und Beweglichkeit“ Kinder mit motorischen Schwierigkeiten.

Seit Schuljahresbeginn 2009/10 gibt es an der Grundschule Hagenburg eine Lese-mentorin, die jeden Donnerstag in die Schule kommt und die Schülerbücherei betreut sowie die Deutschlehrer in den ersten und zweiten Klassen bei der Förderung der Lesekompetenz unterstützt.

Zusätzlich sind in allen Schuljahrgängen „Leseeltern“ im Bereich der Leseförderung aktiv. Der Einsatzplan wird individuell von den Deutschlehrern festgelegt und be-inhaltet sowohl Einzel- als auch Kleingruppenförderung.

Den Schülern steht eine schuleigene Bücherei zur Verfügung. Hier können sie eigen-ständig Bücher entsprechend ihrer Lesekompetenz ausleihen oder auch vor Ort lesen.

Um die Leselust zu wecken und auch zu erhalten, verfügt die Grundschule über eine Schullizenz beim „Antolin-Programm zur Leseförderung“. So sollen Schüler mit Schwierigkeiten im Lesen angespornt bzw. gefördert und lesestarke Schüler ge-fordert werden.

Ebenfalls seit dem Schuljahresbeginn 2009/10 absolviert ein junger Mann sein „Freiwilliges Soziales Jahr im Sport“ an unserer Schule. Dazu haben die Grundschule und der TSV Hagenburg eine Kooperation vereinbart. Vormittags unterstützt er die Kollegen im Sport- und Schwimmunterricht und leitet eine Sport-AG, nachmittags betreut er in Leichtathletik- und Fußballgruppen Kinder und Jugendliche des TSV Hagenburg. So entsteht ein enger Kontakt zwischen Schule und Sportverein. Im Frühjahr 2010 ist ein gemeinsames Sportprojekt geplant.

Jeder Kollege nimmt individuell Fortbildungsangebote wahr. Hierzu wird durch Aus-hänge im Lehrerzimmer oder durch persönliche Ansprache der Schulleiterin auf aktuelle Fortbildungstermine hingewiesen. Zudem finden regelmäßig schulinterne Fortbildungen statt, im laufenden Schuljahr nehmen alle Lehrkräfte an einem drei-teiligen Modul zur Unterrichtsentwicklung teil.

5. Schulische Besonderheiten

Die Grundschule Hagenburg liegt im Zentrum des Ortes Hagenburg mit ca. 4600 Einwohnern. Deshalb ist keine Schülerbeförderung mit Bussen notwendig.

Hagenburg ist ein eher ländlicher Ort. Wald, Wiesen, Wasser und Wirtschaftswege zum Fahrradfahren sind in ausreichender Fülle vorhanden. Viele Familien leben in Einfamilienhäusern mit Garten.

Vielfältige Freizeitangebote der örtlichen Vereine bieten ein anregungsreiches Umfeld.

Turnhalle und Sportplatz liegen direkt neben der Grundschule. Der Sportunterricht kann also auf kurzen Wegen stattfinden. Zum Schwimmunterricht werden die Kinder der 3. Klassen mit einem Bus im 1. Halbjahr in das Hallenbad nach Rehburg oder im 2. Halbjahr in das Freibad nach Bokeloh gefahren.

Den Schulweg können alle Schüler zu Fuß oder auch mit dem Fahrrad bewältigen, trotzdem werden viele Kinder leider täglich mit dem Auto gebracht.

6. Überprüfung und Fortschreibung des Förderkonzeptes

Das Förderkonzept unserer Schule wurde im Schuljahr 2006/ 2007 erarbeitet und ab dem zweiten Schulhalbjahr erprobt. Vorher wurden alle Schüler integrativ im Klassenverband in den Fächern Deutsch und/oder Mathematik gefördert. Allerdings konnte dabei auf Störungen der basalen Funktionen kaum eingegangen werden.

Am Ende des Schuljahres 2007/2008 erfolgte die erste Evaluation. Die Erfahrungen waren ausnahmslos positiv, so dass die Schwerpunkte des Förderkonzeptes wie unter Punkt 3 beschrieben festgeschrieben wurden. Außerdem haben wir Änder-ungen an den Entwicklungsbögen und am organisatorischen Rahmen besprochen und zum Schuljahresbeginn 2009/10 umgesetzt.

Um den Prozess und den Erfolg der Förderung einzelner Schüler begleiten und beobachten zu können, ist eine enge Zusammenarbeit von Klassen-, Fach- und Förderkonzeptlehrern notwendig. Außerdem sollen Fortbildungen das gesamte Kollegium für die Förderbereiche zunehmend sensibilisieren und weiter qualifizieren.

Am Ende eines Schuljahres geben die Förderlehrkräfte dem Kollegium Rückmeldung zum abgelaufenen Förderzeitraum und beraten über den weiteren Verlauf des Gesamtkonzeptes.

Evaluation des Förderkonzeptes am Ende des Schuljahres 2013/2014

Die Förderbereiche sind:

  • Motorik und Beweglichkeit

  • Feinmotorik

  • Konzentration und Wahrnehmung

  • Merkfähigkeit

  • Soziales Verhalten

Was hat sich bewährt und soll so bleiben?
  • Motorik und Beweglichkeit - 1 Stunde pro Woche

  • Soziales Verhalten - Unterrichtseinheit in Jg. 2 ein Halbjahr lang /
    vgl. dazu Gewaltpräventionskonzept „Säule 2“

  • Sprachförderung - jeweils 1 bis 2 Stunden pro Woche

Was passt nicht / was wollen wir ändern?
  • Der Lernzuwachs in den Bereichen Konzentration/Wahrnehmung, Merkfähigkeit, Feinmotorik ist im momentanen Modell fraglich

  • Förderung in den o.g.  Bereichen ist in der 5. Stunde für 1. und 2. Klässler zu spät

  • Verlassen des Klassenraumes und Hereinkommen stört die anderen Schüler

  • Es bleibt wenig effektive Übungszeit durch Sammeln und Abholen der Schüler

  • Die Einzeldokumentation ist sehr aufwändig

Wie wird unser Förderkonzept geändert?
  • Die Förderbereiche Konzentration/Wahrnehmung, Merkfähigkeit, Feinmotorik werden einmal wöchentlich durch doppelten Lehrereinsatz abgedeckt, vorzugsweise in Jahrgang 1 (2. Lehrkraft möglichst Ko-Lehrkraft)

  • Dazu wird zukünftig die Deutsch-Übungsstunde genutzt und heißt im Plan „Übungsstunde“,
    »
     auch zum Fordern!

  • Keine Bemerkung mehr dazu im Zeugnis!
    » Dokumentation in den ILE-Bögen und in den Förderplänen, in diesem Rahmen erfolgt auch das Gespräch darüber mit den Erziehungsberechtigten

Achtung Umsetzung ab Schuljahr 2014/2015! 

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